Vor seiner Verurteilung im Zusammenhang mit der Verwaltung des Darknet-Marktplatzes Silk Road besaß Ross Ulbricht 144.000 Bitcoins, damals im Wert von 28,5 Millionen Dollar. Heute wäre diese Summe über 10 Milliarden Dollar wert. Was aber bleibt ihm nach einer möglichen Begnadigung?
In Kürze
- Die Silk-Road-Gewinne und ihre Spur in die Justiz
- Ross Ulbrichts Leben im Gefängnis und der Ruf nach Gerechtigkeit
- Kreativer Ausdruck und finanzielle Ungewissheit
Die Silk-Road-Gewinne und ihre Spur in die Justiz
Ulbricht erlangte diese riesige Bitcoin-Menge durch eine 10%-Gebühr, die er für Transaktionen auf Silk Road erhob. Die Plattform war ein Umschlagplatz für illegale Waren, was 2013 zur Beschlagnahmung und zum Herunterfahren durch das FBI führte. Neben der rechtmäßigen Sicherstellung durch die Behörden kam es jedoch auch zu Diebstählen.
Sowohl ein Hacker als auch nordkoreanische Cyberkriminelle entwendeten Bitcoins, bevor das FBI sie sicherstellen konnte. Die Justiz ging in einer Vereinbarung schließlich so weit, einige der fehlgeleiteten Bitcoin für die Zahlung der vom Gericht festgelegten Rückerstattung in Höhe von 183 Millionen Dollar zu verwenden, die Ulbricht an die US-Regierung zahlen soll.
Ein erheblicher Teil der ursprünglich beschlagnahmten Bitcoin wurde seitdem in Gerichtsprozessen eingebracht und in Auktionen verkauft, doch einiges verbleibt noch im Besitz der US-Regierung. Zwei Bundesagenten, die sich ebenfalls am Bitcoin-Vermögen Ulbrichts bedienten, wurden inzwischen wegen Betrug und Geldwäsche selbst angeklagt.
Ross Ulbrichts Leben im Gefängnis und der Ruf nach Gerechtigkeit
Ross Ulbricht verbüßt derzeit eine doppelte lebenslange Haftstrafe für seine Rolle bei Silk Road, eine Strafe, die viele als überzogen empfinden, zumal ihm keine Gewaltverbrechen nachgewiesen wurden und Anklagen in Bezug auf angeblich beauftragte Auftragsmorde fallengelassen wurden. Die einzige Möglichkeit, mit der Außenwelt zu kommunizieren, besteht für Ulbricht durch seine Mutter Lyn, die über den X-Account (ehemals Twitter) regelmäßig Updates von ihm veröffentlicht.
Da er im Gefängnis keinen Internetzugang hat, sendet er ihr handgeschriebene Briefe, die sie dann online teilt. Lyn Ulbricht kämpft seit Jahren für eine Begnadigung ihres Sohnes, dabei jedoch nicht um eine vollständige Entlastung von den Vorwürfen. Sie hofft darauf, dass ein US-Präsident das Urteil in eine zeitlich begrenzte Strafe umwandelt, damit Ross zumindest das Gefängnis verlassen kann, ohne jedoch die Verurteilung aufzuheben.
Kreativer Ausdruck und finanzielle Ungewissheit
Lyn Ulbricht hat mittlerweile eine gemeinnützige Organisation namens Art4giving gegründet, über die sie die physischen Kunstwerke von Ross verkauft und bisher 765.000 Dollar für wohltätige Zwecke gesammelt hat. Diese Gelder fließen in Initiativen zur Suchtprävention und zur Unterstützung ehemaliger Gefängnisinsassen bei der Wiedereingliederung. Darüber hinaus konnte Ross auch über NFTs seiner Gefängnis-Kunstwerke Einnahmen erzielen. Ein Unterstützer ersteigerte 2021 eines dieser NFTs für 4,1 Millionen Dollar in Ethereum.
Ob die Ulbricht-Familie noch weitere Kryptowährungen besitzt, ist unklar. Im Falle einer Freilassung hat Ross Ulbricht also möglicherweise nur einen Bruchteil seines ursprünglichen Vermögens oder gar eine ungewisse finanzielle Basis. Sollte Donald Trump sein Versprechen einlösen und Ulbricht begnadigen, könnte Ross dennoch mit einigen tausend Dollar oder sogar einer weitaus größeren Summe seine Freiheit zurückerlangen.
Abschließend bleibt zu sagen, dass man Ross Ulbricht wünschen kann, dass er tatsächlich freikommt und eine zweite Chance auf ein freies Leben bekommt. Es wäre ein Schritt in Richtung Gerechtigkeit, wenn Donald Trump sein Versprechen halten würde und Ulbricht die Möglichkeit gibt, sein Leben außerhalb der Gefängnismauern neu zu beginnen.
Christopher möchte sein erlerntes Wissen über Bitcoin weitervermitteln und verständliche Aufklärungsarbeit leisten. Er arbeitet als Volunteer bei der NGO My First Bitcoin und ist nach El Salvador ausgewandert. Sein Motto: ,,Intelligente Menschen hinterfragen, dumme Menschen wissen es!''