El Salvador, das erste Land weltweit, das Bitcoin im Jahre 2021 als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt hat, hat diese Entscheidung nun unter dem Druck des IWF rückgängig gemacht. Doch was genau führte zu diesem kuriosen Kurswechsel, und welche Folgen hatte das fast vierjährige Experiment mit Bitcoin? Das ist und weiteres nun im Artikel
In Kürze
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Hintergrund: Wie Bitcoin in El Salvador eingeführt wurde
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Ergebnisse und Herausforderungen der Bitcoin-Einführung
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IMF-Druck und der endgültige Rückzug von Bitcoin
Hintergrund: Wie Bitcoin in El Salvador eingeführt wurde
Im Jahr 2021 verabschiedete El Salvador ein Gesetz, das Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel anerkannte. Damit war nicht nur die Nutzung erlaubt, sondern Händler waren verpflichtet, Bitcoin zu akzeptieren. Zumindest auf dem Papier. Jedoch wurde nie jemand wirklich gezwungen Bitcoin zu akzeptieren. Auch die Regierung begann, Steuern und Gebühren in Bitcoin zu erheben.
Um die Nutzung zu erleichtern, entwickelte die Regierung die sogenannte Chivo Wallet, eine staatlich unterstützte App, die den Bürgern den Handel mit Bitcoin ermöglichte. Zur Förderung der Akzeptanz erhielt jeder Nutzer bei der Registrierung einen Startbonus von 30 US-Dollar in Bitcoin. Dennoch blieb der US-Dollar weiterhin als offizielle Währung bestehen, sodass alle Transaktionen auch in Dollar abgewickelt werden konnten. Bürger, die Bitcoin nicht nutzen wollten, waren natürlich nicht dazu gezwungen. Die Einführung der Chivo Wallet verlief nicht ohne Herausforderungen. Es wurden Fehler gemacht, und es mangelte an umfassender Aufklärung und Bildung, um die Bevölkerung optimal auf den Umgang mit Bitcoin vorzubereiten.
Ergebnisse und Herausforderungen der Bitcoin-Einführung
Die fast vierjährige Phase, in der Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel neben dem US Dollar fungierte, brachte gemischte Ergebnisse – einige positive Effekte, aber auch viele Herausforderungen. Auf der positiven Seite führte die Bitcoin-Adoption zu einem deutlichen Anstieg des internationalen Interesses an El Salvador. Der Tourismussektor profitierte hierbei besonders: Die Zahl der Besucher stieg zwischen 2023 und 2024 um 20 %. Trotz dieses Erfolgs blieb die allgemeine Nutzung von Bitcoin im Alltag jedoch eher gering.
Viele Salvadoraner vermieden Bitcoin aufgrund seiner starken Kursschwankungen und technischer Probleme mit der Chivo Wallet. Auch als Lösung für grenzüberschreitende Zahlungen blieb Bitcoin hinter den Erwartungen zurück. Im Jahr 2023 wurden lediglich ca. 1,3 % der Geldtransfers aus dem Ausland in Bitcoin abgewickelt.
Eine Umfrage aus dem Jahr 2022 ergab zudem, dass 86 % der Unternehmen keinerlei Bitcoin-Zahlungen verzeichneten und 91,7 % der Bevölkerung angaben, dass die Bitcoin-Adoption keinen Einfluss auf ihr Leben hatte. Lediglich 3,6 % berichteten von Umsatzsteigerungen. Ein entscheidendes Problem war mit Sicherheit auch das Timing der Einführung. Die Gesetzgebung fiel in eine Phase, in der der gesamte Kryptomarkt nach einer Boom-Phase im Jahr 2020 und Anfang 2021 wieder stark nach unten korrigierte. Der starke Kursrückgang von Bitcoin im Jahr 2022 verstärkte die Skepsis der Bevölkerung und führte zu einer noch geringeren Nutzung.
IMF-Druck und der endgültige Rückzug von Bitcoin
Seit 2022 drängte der Internationale Währungsfonds (IWF) El Salvador dazu, das Bitcoin-Gesetz zu überarbeiten. Am 30. Januar 2025 lenkte die Regierung von Nayib Bukele ein und stimmte einer Änderung der Gesetzgebung zu – als Gegenleistung für ein Darlehen in Höhe von 1,4 Milliarden US-Dollar vom IWF. Eine der Hauptbedingungen für die Gewährung dieses Kredits war unter anderem die Abschaffung des Status von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel.
Künftig wird Bitcoin zwar weiterhin für private Transaktionen erlaubt sein, jedoch nicht mehr für Steuerzahlungen oder staatliche Abgaben. Unternehmen erhalten zudem das Recht, Bitcoin-Zahlungen abzulehnen. Nach wie vor haben Unternehmen also die Freiheit zu entscheiden, ob sie Bitcoin akzeptieren oder nicht.
Die genauen Details der Restriktionen sind noch nicht vollständig bekannt, aber es wird erwartet, dass die Vorgaben schrittweise über einen Zeitraum von 40 Monaten umgesetzt werden. Dies könnte langfristig zu einer weiteren Reduzierung der Bitcoin-Nutzung im Land führen.
Trotz dieser politischen Kehrtwende bleibt die salvadorianische Regierung weiterhin offen für Bitcoin. Am 4. Februar 2025 meldete das Bitcoin-Büro El Salvadors, dass das Land weiterhin Bitcoin kauft. Zwei aktuelle Transaktionen brachten 12 neue BTC in die Staatsreserven, wodurch die Gesamtmenge an gehaltenen Bitcoins auf 6.068 BTC stieg – ein Bestand im Wert von über 592 Millionen US-Dollar.
Trotz einiger Unterbrechungen und Tage, an denen die Regierung nicht wie ursprünglich angekündigt Bitcoin akkumulierte, scheint sie ihren Plan weiterhin zu verfolgen. Wie sich diese Strategie in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Der Gründer von Mi Primer Bitcoin und andere engagierte Personen setzen sich aktiv auf X dafür ein, die Regierung von El Salvador zu einem öffentlichen und offiziellen Statement zu diesem Thema zu bewegen. Bisher hält sich die Regierung jedoch mit konkreten Aussagen zurück.
Christopher möchte sein erlerntes Wissen über Bitcoin weitervermitteln und verständliche Aufklärungsarbeit leisten. Er arbeitet als Volunteer bei der NGO My First Bitcoin und ist nach El Salvador ausgewandert. Sein Motto: ,,Intelligente Menschen hinterfragen, dumme Menschen wissen es!''