Envion Mining AG – Der 100 Millionen US-Dollar Envion ICO Scam
Ende 2017 startete die erst frisch gegründete Envion Mining AG aus der Schweiz einen ICO. Dabei fokussierte sich die Geschäftsidee auf das Mining für Endkunden. Mobile Mining-Einheiten sollten dabei an unterschiedlichste Stromquellen überall auf der Welt angeschlossen werden. Warum es dazu nie kam und wie die Investoren um 100 Millionen US-Dollar gebracht wurden, erfährst du jetzt.
Die Idee hinter dem Envion Whitepaper
Die Geschäftsidee war relativ einfach: Der hohe Energiebedarf, den das Krypto-Mining im Jahr 2017 explodieren lies, schadet das Klima sehr stark. Daher hat Envion angeblich mobile Mining-Einheiten entwickelt, welche an verschiedenste Stromquellen überall auf der Welt verteilt werden sollten.
Dabei liegt der Fokus auf erneuerbare Energien. Solar-, Wind- und Wasserkraft soll hierbei genutzt werden. Denn dort wo die Energien erzeugt werden, gibt es so einen hohen Überschuss, wodurch dieser sehr kostengünstig für die Envion Mining-Einheiten genutzt werden kann. Das offizielle Whitepaper findest du hier. Es umfasst 56 Seiten und hat damit den Umfang eines IPO-Prospekts.
Envion selbst beschrieb sich auf der nicht mehr zu erreichenden Website wie folgt:
Envion Mining-Einheiten sind…
… billig
… flexibel
… ohne Hardware-Probleme
… mobil
… unendlich skalierbar
So eine Envion Mining-Einheit wurde in Form eines Containers neben die Stromquelle gestellt und beinhaltete mehrere, speziell für das Krypto-Mining entwickelte Computer-Hardware. Ein Einblick gibt uns das Envion ICO Werbe-Video.
Hier wurde eine Mining-Einheit neben einem Solarfeld aufgebaut:
Der Envion ICO mit 100 Millionen US-Dollar
Als einer der größten ICO’s überhaupt ging Envion in die Geschichte ein. Der Start vom Envion ICO war aufgrund von Regulationsschwierigkeiten um zwei Wochen auf den 15.12.2017 gefallen. Das Ende war einen Monat später am 14.01.2018 mit einer Gesamteinnahme von 100 Millionen US-Dollar. Die Envion ICO Telegram-Gruppe hatte in der Spitze mehr als 17.000 Mitglieder.
Für 1 US-Dollar hat man damals 1 Envion Token bekommen. Kurz nachdem Scam öffentlich wurde, war der Envion Token 95% weniger Wert als noch zum Kaufzeitpunkt während des ICO’s. Insgesamt wurden mehr als 30.000 Investoren betrogen. Der Vorstand und der Gründer verklagten sich gegenseitig. Das Konkurs-Verfahren ist noch aktiv, aber dazu später mehr. Der Envion Token wurde unter dem Kürzel EVN gehandelt. Oft wird er auch als Envion Coin bezeichnet, was falsch ist. EVN basiert auf der Ethereum ERC20-Technologie, weshalb es sich um einen Token handelt. Daher ist die korrekte Bezeichnung EVN Token.
Die Versprechungen des Unternehmens waren utopisch hoch. Der Return of Investment (ROI) wurde auf 161% im Jahr angesetzt. Laut einer Illustration auf der Website wurden die ersten fünf Jahre Envion Mining mit 50.000$ Invest aufgezeigt:
Dabei startete das erste Jahr mit 80.500$ und zeigte bis Ende des fünften Jahres einen Gesamtgewinn von über 885.285$ auf. Versprechungen die viel zu hoch angesetzt waren und wo bei jedem erfahrenen Investor die Alarmglocken angehen.
Wer verursachte den Envion Betrug?
Um zu verstehen wie die Envion Mining AG letztendlich gescheitert ist, muss man sich das Team genauer anschauen. Der Gründer von Envion ist Michael Luckow. Er suchte am Anfang des Projektes einen passende Vorzeigefigur und entschloss sich für Matthias Woestmann und gab ihm eine Beteilugung von 19% an den Envion Aktien. Luckow selbst hatte also noch 81% der Envion Aktien übrig. Er zog sich im Oktober 2017 aus dem Vorstand zurück und kümmerte sich mehr um interne Problemlösestrategien im Unternehmen.
Daneben wurden auch Politiker als Aushängeschild genutzt. Neben Friedbert Pflüge wurde auch Thorsten Grenz für die Umweltberatung herangezogen. Beide erhielten dafür einen fünfstelligen Erlös. Diese wussten wahrscheinlich nichts davon, dass nie Mining-Einheiten gekauft wurden.
Woestmann fokussiere sich auf das externe Auftreten der Firma und wurde zum CEO ernannt, da er angeblich aufgrund von Anteilen bei dem Solarmodulhersteller Solon Millionen verdiente. Daher schien er perfekt geeignet mit seiner Expertise der nachhaltigen Stormentwicklung. Beide hatten ihren Sitz in Berlin.
Luckow erklärte später:
Es musste schnell gehen. Die Leute wurden mit Geld beworfen.
Luckow und Woestmann sind auch die beiden wichtigsten Personen im Scam-Verfahren. Neben den beiden umfasste das Team mehr als ein dutzend Mitglieder. Die wichtigsten sind Felix Krusenbaum, welcher aufgrund seiner 10 jährigen Erfahrung in Industrie und IT Management für den Bereich Finanzen eingesetzt wurde.
Jonathan Koch wurde aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in Softwareentwicklung im Bereich Technologie eingesetzt. Für das Marketing war Jasper Hellmann und für den Community-Aufbau Laurent Martin zuständig.
Der Ablauf des Envion ICO Scams
Der von Luckow zum Geschäftsführer ernannte Woestmann führte ohne Rücksprache mit dem Gründer eine Kapitalerhöhung der AG durch. Dabei wurde die Kapitaleinlage der Envion AG von 150.000 Schweizer Franken auf 390.000 erhöht. Deis geschah Ende Januar 2018. Ein klarer Betrugsfall.
Die Aktienaufteilung lag vorher bei 81% von Michael Luckow zu 19% von Woestmann. Nach der Kapitalerhöhung wurde der Anteil von Luckow auf 31% verwässert. Die übrigen Anteile gingen an das Investitionsvehikel Sycamore GmbH.
Die Envion Aktien wurden zu einem Preis von einem Schweizer Franken oder 0,88 US-Dollar an die GmbH verkauft. Diese wurde vom Anwalt von Woestmann, Thomas van Aubel, geführt. Bei dieser Verschiebung von Envion Aktien konnte Thomas van Aubel 61% des Unternehmens für 240.000 Schweizer Franken erwerben, obwohl der Envion ICO einige Wochen vorher über 100 Millionen US-Dollar eingenommen hat.
Konkursverfahren der Envion Mining AG läuft
Der Vorstand und der Gründer verklagten sich nach dieser Aktion gegenseitig. Das Verfahren gegen Luckow wurden laut dem Presseportal bereits eingstellt. Das gegen Michael Woestmann läuft allerdings noch.
Die Schweiz und Deutschland ermitteln aktuell im Verfahren, welches aufgrund von Corona etwas langsamer läuft. Den Abauf des kompletten Konkurs-Verfahrens findest du auf envion-konkurs.ch.
Fazit – Bei utopischen Versprechungen und hochriskanten Geschäftsgrundlagen ist Vorsicht geboten!
Der Envion ICO und der damit einhergehende Envion Mining Scam war mit eindeutigen Warnungen gestückt. Wenn ein Projekt mehr als 10% Gewinn im Jahr verspricht ist Vorsicht geboten! Bei dem Envion ICO waren es sogar 61% pro Jahr. Spätestens hier würde ein erfahrener Investor keinen Cent investieren. Der Profit ist einfach zu hoch angesetzt und auch mit Mining unmöglich über einen Zeitraum von 5 Jahren zu versprechen.
Neben den hohen Erwartungen war die Geschäftsgrundlage des Envion Mining auch ein sehr großer Kritikpunkt. Die meisten Mining-Unternehmen, welche in 2017 enstanden, gibt es heute nicht mehr. Aufgrund der hohen Investitionsanforderungen und im Verhältnis nur geringen Ausschüttung, kommt das Risiko der sowieso sehr volatilen Preise verschiedener Kryptowährungen hinzu. Meist machen beim Mining nur Einzelpersonen mit sehr großen Mining-Einheiten Gewinn. Ein Zusammenschluss von vielen Personen zu einem Mining-Pool, wirft meistens kaum bis gar keine Gewinne ab.
Die hohen Versprechungen und das Mining von Kryptowährungen im Hintergrund sind keine sichere Investitionsgrundlage. Daher gilt solche Projekte, vor allem wenn sie erst einige Monate alt sind, auf alle Fälle zu meiden! Die Vergangenheit hat gezeigt, dass solche Mining-Projekte das Risiko zum Nutzen nicht Wert sind.
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