ONECOIN | Der größte Scam aller Zeiten

Der wohl bekannteste Scam in der Kryptogeschichte ist der von Onecoin. In einem weltweit vermarkteten ICO konnten die Vertriebler ca. 4 Milliarden US-Dollar einspielen. Allerdings stellte sich mit der Zeit heraus, dass überhaupt kein Token erschaffen wurde und es dadurch anscheinend keine Blockchain zu dem Projekt gibt.

Was ist Onecoin?

Die Hintermänner von Onecoin waren die beiden Unternehmen OneCoin Ldt aus Dubai und OneLife Network Ldt mit Sitz in Belize, die 2014 von Dr. Ruja Ignatova gegründet wurden. Über diese beiden Firmen wurde das Geld gehalten, das die Investoren für die vermeintlich beste Kryptowährung der Welt ausgaben.

Onecoin wurde zu einem Zeitpunkt ins Leben gerufen, als Bitcoin in der Blüte seines Hypes gestanden war. Dies nutzte Ignatova zu ihrem Vorteil. Sie preiste an, dass Onecoin bereits in zwei Jahren über eine Million Händler akzeptieren würden und die Kryptowährung sogar Bitcoin vom Thron stoßen würde.

Das Marketing – ein Pyramidensystem

Neben der guten Promotion der Geschäftsführerin selbst überzeugte auch das Marketing-System. Die Vermarkter von Onecoin setzten auf Network-Marketing. Dieses System ist so aufgebaut, dass Kunde A für das werben anderer Kunden selbst eine Provision von der Einzahlung des geworbenen Investors bekommt. Dadurch, dass Kunde A Geld daran verdient, andere Investoren mit ins Boot zu ziehen, wirbt dieser für das Produkt.

Hat Kunde A jetzt einen neuen Kunden (Kunde B) geworben, so hat dieser wiederum die Möglichkeit, neue Investoren zu finden und durch dessen Investition eine Provision zu erhalten. Ist dies der Fall, so bekommt jedoch nicht nur Kunde B eine Provision, sondern auch derjenige, der davon diesen Kunden geworben hat, in diesem Fall Kunde A.

Da Kunde A nicht nur mit den eigenen Kunden, sondern auch mit denen, die Kunde B wirbt, Geld verdienen kann, macht es sich Kunde A nicht nur zur Aufgabe selbst neue Investoren zu finden, er motiviert auch seine geworbenen Kunden weitere Investoren zu finden, da er selbst daran mitverdient.

Dies zeigt ein klassisches Pyramidensystem auf. Um mehr Kunden zu gewinnen werden Werbephrasen wie „Ganz normale Leute wie ich werden über Nacht Millionär – Und du kannst das auch“ oder ähnlichen Parolen dazu motiviert, zum einen zu investieren, da natürlich nur Investoren auch neue Kunden werben können, und zum anderen viele neue Kunden zu werben.

Das Marketing-System war also ein Selbstläufer. Es musste nur noch ein Produkt geschaffen werden, das Menschen zum Investieren überzeugt. Ignatova hatte diesen Schachzug bereits geplant.

Wie funktioniert Onecoin?

Prinzipiell werden bei Onecoin nur Schulungspakete verkauft. Mithilfe dieser Schulungspakete hat der Kunde Zugriff auf ein Online-Portal bekommen, auf dem einige Videos und andere Informationsüberträger über Onecoin vorhanden sind. Es gibt verschiedene Preisklassen dieser Schulungspakete. Das teuerste lag bei 27.500 Euro. In jedem Schulungspaket war eine bestimmte Anzahl an Token enthalten. Je mehr der Investor also für sein Schulungspaket bezahlt, desto mehr Token erhält er.

Was ist jedoch der Punkt, der die Leute zum Investieren überzeugt hat?

Capital.de führte ein Interview mit einem ehemaligen Investor. Dieser zeigte eine ausgedruckte Powerpoint Präsentation vor, die ihn damals zum investieren überzeugt hat. In dieser Präsentation wurde erklärt, wie Kunden mit dem Token, den sie im ICO kaufen, ihr Investment steigern können.

Der Bitcoin-Vergleich

Ein großer Aspekt war natürlich, dass Bitcoin eine Wertsteigerung von mehr als dem 6.000-fachen aufweisen konnte. So eine Kurssteigerung ist natürlich verlockend und als Investor will man so eine Chance natürlich nicht verpassen. Deshalb pries die Präsentation Onecoin mit Phrasen wie solch einer an:

Onecoin ist noch im Frühstadium der Entwicklung, denn die Herstellung (…) begann erst am 20.01.2015 und ist daher hochinteressant für Investoren – wohingegen beim Bitcoin die Chance nicht mehr so groß ist.

Gestützt wird diese Aussage in der Präsentation mit der These, dass Onecoin bereits in den Startlöchern mit mehr als 880 Mio. Euro die zweit größte Kryptowährung, gemessen an der Marktkapitalisierung, überhaupt sei. Dies schaffte natürlich viel Vertrauen in Onecoin.

Doch die Investoren waren nicht nur an der möglichen Wertsteigerung des Onecoin bzw. dessen Token interessiert. Die Präsentation erfasst noch eine völlig andere Strategie, um Kunden zu gewinnen, die möglichst viel Geld investieren.

Die Vervielfachung des Invests

Das Unternehmen zeigt eine Rechnung auf, wie Kunden ihr Geld vervielfachen können. In einem Beispiel wird dies folgendermaßen erklärt:

Bei einem Invest von 5.000 Euro erhält der Kunde 60.000 One-Token. Der Kunde hat nun die Möglichkeit seine Token zu splitten. So kann er nach einem Split seine Token von 60.000 One-Token auf 120.000 One-Token erhöhen. In dem in der Präsentation aufgeführten Beispiel wurde dieser Split zwei Mal aufgeführt, sodass der Kunde mit einem Startkapital von 5.000 Euro, also 60.000 One-Token, letztendlich 240.000 One-Token erhielt.

Diese Token sollten dann durch Mining zu Onecoins umgewandelt werden. Die Präsentation zeigte auf, dass bei einer Mining-Difficulty von 40 von den 240.000 One-Token schlussendlich 6.000 Onecoin geschürft werden. Diese Anzahl an Onecoin wären Ende 2015, als der Onecoin-Kurs bei etwa 3,95 Euro lag, 23.700 Euro wert. Das Beispiel zeigt also fast eine Verfünffachung des ursprünglichen Investments.

Dies dürfte wohl den Hauptgrund darstellen, weshalb Leute in Onecoin investierten bzw. immer noch investieren. Vielen dürfte es schwerfallen, dieser Rechnung zu folgen, so auch dem Investor. Dieser beschäftigte sich also so lange mit diesem System, bis die Rechnung für ihn aufging. Dank diesem Beispiel dachte er, könne er nur Gewinn einfahren, selbst wenn der Kurs des Onecoin stagniert. Dieser Kunde wird nicht der einzige sein, der so gedacht hat und mit dem großen Geld vor den Augen investierten viele Menschen blindlings in die Kryptowährung, sodass sich insgesamt ein Milliardenbetrag angehäuft hat.

Dr. Ruja Ignatova

Die Gründerin von Onecoin ist eine gebürtige Bulgarin. Im Alter von 10 Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Deutschland um. 15 Jahre später promovierte sie an der Universität Konstanz im europäischen Privatrecht. Zudem kann sie einen Abschluss der Universität Oxford vorweisen, die zu den besten Universitäten der Welt zählt.

Auch sonst hat Ignatova einen makellosen Lebenslauf. Nach ihrem Abschluss wurde sie Beraterin einer Unternehmensberatung und rettete ein deutsches Gusswerkunternehmen. Bereits 2012 wurde sie Geschäftsführerin eines bulgarischen Unternehmens.

Ihre Leistungen und ihre Seriosität unterstrichen zum einen, dass sie auf der „Forbes“ Titelseite erschien, zum anderen hatte sie die Ehre, bei einer Konferenz des Magazins „The Economist“ vor zu sprechen.

Mit diesem Lebenslauf hätte man wohl jeden davon überzeugen können, eine gute und seriöse Geschäftsführerin zu sein. Da das Vertrauen der Kunden durch einen solchen Lebenslauf in das Projekt gesteigert wurde, brauchen wir eigentlich nicht zu erwähnen.

Ein glamouröser Auftritt

Gestärkt von dem Vertrauen ihrer Geschichte, publiziert sie Videos auf Youtube und hält Reden, um den Onecoin anzupreisen. Sie behauptete, dass Onecoin bald eine höhere Marktkapitalisierung als Bitcoin haben würde. Zudem sollte Onecoin innerhalb von 2 Jahren bei mehr als einer Million Händlern akzeptiert werden.

Doch was allem die Krone aufsetzt war ihr glamouröser Auftritt im Juni 2016 im Wembley Stadion in London. In einer 40-minütigen Rede machte die als Krypto Queen verehrte Ignatova Versprechungen, die sie wohl nie einhalten würde. Doch das wussten ihre Anhänger zu diesem Zeitpunkt noch nicht, weshalb sie sie mit großem Jubel auf der Bühne empfangen haben. Die Krypto Queen kam mit einer brennenden Bühne mit dem Lied „Girl on Fire“ begleitet auf die Bühne. Den kompletten Auftritt siehst du in diesem Video:

Weitere Videos, mit denen Ruja Ignatova ihre Kunden überzeugen konnten findest du auf ihrem Youtube-Kanal.

Die Wertsteigerung

Um die Investoren davon zu überzeugen, dass Onecoin eine Kryptowährung ist, die wirklich existiert, mussten natürlich auch Kursschwankungen in den Graphen eingebaut werden. Die Anleger dachten natürlich, dass die Wertsteigerung des Onecoin daraus entstanden, dass immer mehr Investoren One-Token kauften. Der Kurs ist ja bekanntlich das Verhältnis aus Angebot und Nachfrage.

Mit diesem Gedanken haben Anleger jedoch weit gefehlt. Wie sich aus später erfassten Nachrichten herausstellte, waren diese Kursschwankungen anscheinend gefälscht. Sie selbst bzw. einer ihrer Mitarbeiter legten wohl fest, wann der Kurs steigen und wann er fallen sollte. Durch dieses Konzept konnte eine Wertsteigerung erreicht werden, die innerhalb dieses Zeitraumes sogar die von Bitcoin übertreffen konnte, ohne dass es überhaupt einen Coin dazu gab. Sie bestätigte damit ihre Aussage, dass Onecoin Bitcoin bald überlegen sein würde. Da der steigende Wert immer mehr Kunden lockte, trieben sie den Preis in beliebigen Intervallen in die Höhe.

Alles Lug und Trug

Im laufe der Zeit konnten immer weniger Investoren ihr Geld auszahlen. Die Zweifel der Investoren fingen langsam an. Onecoin wurde nun auch für offizielle Stellen interessant und wurde untersucht. Als erste öffentliche Instanz untersuchte die finnische Behörde Onecoin. Ein halbes Jahr später schlossen sich auch die schwedische Glücksspielaufsicht und die chinesische Polizei an, Onecoin zu untersuchen.

Doch das ist nicht die Einzige Lüge, die den Investoren vorgegaukelt wurde. Wie vorhin erklärt wurde, rettete Ignatova ein Gusswerkunternehmen. Doch auch hier ist alles anscheinend bloß Lug und Trug. Ignatova und ihr Vater meldeten sich als Investoren für das Insolvenz einreichende Unternehmen. Nach 1 ½ Jahren jedoch wurden keine Rechnungen mehr gezahlt und kaum mehr Teile ausgeliefert.

Anstatt die Produktion wieder voll hochzufahren, lies Ignatova Produktionsanlagen abbauen und verkaufte diese nach Bulgarien. Anschließend verkaufte sie ihre Anteile an dem Unternehmen und verschwand.  Geraume Zeit später meldete das Unternehmen Insolvenz an und konnte nicht mehr gerettet werden. Mehr als 100 Mitarbeiter verloren ihren Arbeitsplatz. Onecoin ist also nicht das erste Projekt, in dem Ignatova Menschen, die ihr vertrauten, ausnahm.

Wie konnte die Krypto Queen trotz solcher Misserfolge auf dem Cover vom Forbes erscheinen. Die Antwort ist simpel. Durch ausreichend große Summen, die Ignatova an Forbes spendete, gelang es ihr auf das Cover zu kommen. Auch der Auftritt beim Economist war lediglich erkauft und nicht anhand ihrer Leistungen verdient.

Onecoin in Deutschland

Auch in Deutschland wurden Ermittlungen gegen Onecoin geführt. Im April 2017 führten die Ermittlungen der BaFin so weit, dass sie Onecoin als Betrug einstuften. Zu diesem Zeitpunkt froren sie Konten eines Unternehmens ein, welches das Geld für Onecoin hortete. Allein in Deutschland wurden zwischen Dezember 2015 und Dezember 2016 360 Million Euro auf verschiedene Konten von Onecoin überwiesen.

Die BaFin konnte davon jedoch nur 29 Mio. Euro retten. Doch jetzt stellte sich die Frage wie man dieses Geld auf die Investoren aufteilen würde. Schlussendlich einigte sich die Instanz darauf, dass die Kunden, die als letztes investiert haben, ihr Investment zurückbekommen. Das restliche Geld ist wohl für immer verloren.

Ermittlungen gegen Onecoin

Der Bruder der Krypto Queen, Konstantin Ignatov, übernahm 2017, nachdem Ignatova selbst auf der Flucht war, die Führung von Onecoin. Dieser konnte am 06. März 2019 am internationalen Flughafen in Los Angeles festgenommen werden. Gegen Ihn wurde ein Haftbefehl erlassen. Seine Höchststrafe beläuft sich auf 90 Jahre Haft.

Ignatov hat sich jedoch dazu bereit erklärt mit den Behörden zu kooperieren. Er verriet zum Beispiel einen Rechtsanwalt aus Florida, der für die Krypto Queen 400 Millionen US-Dollar gewaschen haben soll. Des Weiteren gab er dem FBI Hinweise, um den Aufenthaltsort seiner Schwester zu bestimmen.

Durch ein vollständiges Geständnis werden ihm alle Anklagepunkte des eigentlichen Onecoin-Prozesses entlassen und er muss sich lediglich für ein Steuervergehen verantworten. Dies dürfte die vorgesehene Strafe von 90 Jahren um ein Vielfaches verkürzen.

Die Krypto Queen selbst ist jedoch noch nicht gefunden. Es kann nur spekuliert werden, wo sie sich derzeit aufhält. Da sie laut ihrem Bruder angeblich mit der bulgarischen Mafia zu tun hatte, wird auch spekuliert, dass sie gar nicht mehr am Leben ist.

Die größten Scams und Hacks der Krypto-Geschichte

Wir haben euch die 6 größten Betrugsfälle mit Kryptowährungen aufgelistet. Viel Spaß beim Lesen!

Mt. GOX

In den Anfangszeiten zählte Mt. GOX zur größten Bitcoin-Börse – bis sie gehackt wurde.

PlusToken

PlusToken kam aus dem asiatischen Raum und hat eines der größten Abitrage-Handelssysteme angeboten. Bis es zum Exit Scam kam.

BitConnect

BitConnect hat ohne eine offizielle Lizenz Trading von Krypotwährungen mit einer Pyramidensystem-Struktur angeboten.

DAO Hack

Beim DAO Hack handelte es sich um eine vollkommene dezentrale Organisation, die Opfer eines Hacker-Angriffes wurde.

PinCoin

Mit einem ICO konnte PinCoin fast 600 Millionen US-Dollar von Kundengeldern einsammeln.

Envion

Als Mining-Unternehmen getarnt, hat Envion 100 Millionen US-Dollar an Kundengeldern eingenommen und verspielt.

Coin-World

Klicke hier und du gelangst direkt zur Coin-World und findest kinderleichte Erklärungen zu den einzelnen Kryptowährungen.

Die größten Krypto-Scams

Die größten Scams und Hacks der Krypto-Geschichte und wie du dich davor schützen kannst!

Krypto-News

Klicke hier und du kommst direkt zu den aktuellsten Krypto-News aus dem deutschsprachigen Raum!